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Der Elefant im Raum

Über das Sprechen – und das Schweigen – am Lebensende


Trying to ignore the elephant
Trying to ignore the elephant

Songs über Krebs handeln oft von Stärke und Kampf. Ganze Playlists feiern Hoffnung, Durchhalten, „positive vibes“. Diese Energie spiegelt sich auch in der ärztlichen Kommunikation: Mut machen, Zuversicht ausstrahlen – garniert mit einem Hauch Empathie. Doch über das Sterben selbst reden? Offen. Leicht. Ohne Drama. Das fällt schwer.

In Jason Isbells Song „Elephant“ erzählt ein Mann vom Leben mit seiner todkranken Frau – und davon, wie beide den Elefanten im Raum ignorieren. Isbell singt, als säße er verloren im Halbdunkel, Handtuch um die Schultern, ein leerer Whiskey zur Seite – und nur noch so viel Atem, wie nötig ist, um die Wahrheit sanft in den Raum zu legen.

Wir hören vom Alltag, von zärtlichen Gesten, von kleinen Ritualen – und vom leisen Zerfall. Vom Versuch, das Sterben nicht zu sehen. Während unser Herz zu Isbells sanft gebrochener Stimme beinah vor Mitgefühl zerbricht, erfahren wir, wie die beschriebene Frau, umringt von Familie einsam schwindet. Sie geht mit ihrem Mann in eine Bar, flirtet, nimmt ihn mit nach Hause – und beide wissen, dass sie allein schlafen wird, nachdem er sie ins Bett getragen und die Haare vom Fußboden aufgewischt hat.Der Elefant im Raum – das Sterben – bleibt unangesprochen.


Am Ende bleibt im Song die bittere Klarheit:


„No one dies with dignity. We just try to ignore the elephant somehow.“


In unseren Seminaren nehmen wir den Elefanten mit ins Gespräch. Wir öffnen Raum für das, was ohnehin da ist – und für das, was geschieht, auch wenn wir es verschweigen. Denn wer den Elefanten ignoriert, lässt den Sterbenden oft allein mit seinen Gedanken und seiner stummen Zwiesprache mit dem Elefanten.


Der entscheidende Punkt: Der Patient darf bestimmen, wann der Elefant eine Pause macht – und wann er mit am Kaffeetisch sitzt. Er ist ja ohnehin da.


Es ist nicht einfach. Aber wir können lernen, es zu tun – mit Haltung, Handwerkszeug und Mut. Und wenn dadurch nur ein einziger Mensch, umringt von anderen, weniger einsam stirbt, hat sich die Mühe gelohnt.

Lass uns reden, wenn du Interesse an Beratung, Einzelcoaching oder Seminaren hast.

ree

 
 
 

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